Wenn Wohnzimmer zu Stadien mutieren und das Sofa als Fankurve dient, dann steht mal wieder ein großes Turnier auf dem Küchenkalender. Aus alten Hüten werden noch ältere Tricks gezaubert: Bierflaschen als Anzeigetafel oder Chili con carne, um dem laschen mexikanischen Querpassfußball einen Schuss Würze zu geben. Holger, Maik und Torsten haben für France 98 ihre WG in „Stade Chemin Bouleau“ umbenannt. „Ey Digger, das heißt doch einfach nur „Stadion am Birkenweg“ auf Französisch“, reichte als Erklärung völlig aus. Hausnummer 13 in 22850 Norderstedt, so viel schiebt der Chronist aus heutiger Sicht gerne noch hinterher.
Auf der Suche nach erheiternden Spielchen, falls Holland gegen Südkorea plus zwölf Wicküler nebst lustigen Schnäppschen die Stimmung nicht zur La Ola bringen, wippte ein kleiner Softball in den Torwartfingern von Torsten hin und her. Irgendwann marschierte er mit den 36,5 Zentimetern im Umfang in den Waschraum der WG. Nur dieses Zimmer darf seither als Geburtsort des Trommelschießens in Betracht kommen. Bei rund vier Metern Länge und der Waschmaschine am einen Ende war allen Beteiligten schnell klar: Das Runde muss ins Runde! Das Mutterhaus des Trommelschießens wird übrigens oft mit Wembley verglichen und wurde aus Ehrfurcht vor dieser technisch hoch anspruchsvollen Disziplin schon früher abgerissen als die Londoner Kultstätte selbst.
Die Regularien waren auch schnell formuliert: Ab da, wo sich der hellblaue Teppich leicht wölbt, wird geschossen. Anlauf bis zu Maiks Zimmertür, jeder fünf Mal im Duell, immer abwechselnd, wie Elfmeterschießen. Ob Liga oder Gruppenphase mit K.o.-System, das kommt auf die Anzahl der Gäste an. Erst unter Wettbewerbsbedingungen entstand übrigens die wichtigste Regel: Der Ball muss in der Trommel liegen bleiben!!!
Die Wäscheständerzone wurde schnell zum VIP-Bereich mit der besten Sicht auf Krones Präzision, Jennes Gefühl oder Vossis unvergessener Außenristtechnik. Den Rest der Geschichte könnt ihr alle selbst schreiben. Also: Ran an die Trommel!